Implizite Volatilität im Optionshandel – Erklärung & Berechnung

Volatilität beschreibt die Schwankungen der Preise eines Vermögenswerts innerhalb eines festgelegten Zeitraums. Im Optionshandel spricht man von der Impliziten Volatilität, welche die erwartete (implizierte) Volatilität einer Aktie angibt. Also wie stark eine Aktie in der Zukunft schwanken wird.

Was ist die Implizite Volatilität?

Die implizite Volatilität ist ein Maß dafür, wie stark die Marktteilnehmer zukünftige Schwankungen oder Volatilität eines Finanzinstruments, in der Regel einer Aktie, einschätzen. Sie wird hauptsächlich im Zusammenhang mit Optionen verwendet. Die implizite Volatilität reflektiert die Erwartungen und Einschätzungen des Marktes darüber, wie stark sich der Kurs des Basiswerts während der Laufzeit der Option ändern wird.

Wenn die implizite Volatilität hoch ist, deutet dies darauf hin, dass die Marktteilnehmer erhebliche Unsicherheiten oder größere Schwankungen in der Zukunft erwarten. Niedrige implizite Volatilität zeigt hingegen an, dass geringere Schwankungen erwartet werden.

Was ist die Historische Volatilität?


Die historische Volatilität ist ein Maß dafür, wie stark die Preise eines Vermögenswerts in der Vergangenheit geschwankt haben. Sie wird durch die Berechnung der Standardabweichung der täglichen oder periodischen Preisänderungen über einen bestimmten Zeitraum ermittelt. Historische Volatilität ermöglicht es Investoren, die durchschnittliche Schwankungsbreite eines Vermögenswerts zu verstehen und daraus Rückschlüsse auf das Risikoprofil zu ziehen.

Wie die historische Volatilität die Implizite Volatilität beeinflusst. Wenn die historische Volatilität hoch ist bedeutet dass, das die Preise in der Vergangenheit stark geschwankt haben. Dies kann dazu führen, dass die Marktteilnehmer erwarten, dass diese Schwankungen auch in Zukunft weitergehen. So erwartet man von einer Tesla Aktie auch in Zukunft höhere Schwankungen als bei einer Apple-Aktie. Eine höhere historische Volatilität führt in der Regel auch zu einer höheren implizierten Volatilität, was wiederum zu höheren Optionspreisen führt.

Berechnung der Impliziten Volatilität

Die implizite Volatilität wird aus dem Optionspreis abgeleitet, indem man die Black-Scholes-Formel umstellt. Das Black-Scholes-Modell ist eine Gleichung, die den theoretischen Preis einer Option basierend auf verschiedenen Faktoren wie dem aktuellen Aktienkurs, dem Ausübungspreis, der Laufzeit der Option, dem risikofreien Zinssatz und der Volatilität berechnet.

Wenn du den Optionspreis (den Marktpreis) und alle anderen Faktoren in der Black-Scholes-Formel kennst, kannst du die Gleichung nach der Volatilität auflösen. Die gefundene Volatilität wird als „implizite Volatilität“ bezeichnet, weil sie aus dem Optionspreis abgeleitet wird und die Marktansicht über die zukünftige Schwankung des Aktienkurses widerspiegelt.

Kurz gesagt, die implizite Volatilität wird durch Umstellen der Black-Scholes-Formel nach der Volatilität berechnet, um diejenige Volatilität zu finden, die den beobachteten Optionspreis erklärt.

Interpretation der Impliziten Volatilität


Angenommen, du betrachtest eine Aktienoption mit einer Laufzeit von einem Jahr und die implizite Volatilität beträgt 20. Was bedeutet also eine implizite Volatilität von 20%?

  1. Jährliche Implizierte Volatilität:
    • Die implizite Volatilität von 20% pro Jahr gibt an, dass der Markt erwartet, dass der Aktienkurs um durchschnittlich 20% schwankt.
  2. Tägliche Implizierte Volatilität:
    • Um dies auf einen täglichen Zeitraum herunterzurechnen, verwenden wir die Formel: Tägliche Volatilität = Jährliche Volatilität / Wurzel der Handelstage pro Jahr
    • Angenommen, es gibt 252 Handelstage im Jahr, dann beträgt die tägliche Volatilität etwa 1,26%.
  3. Interpretation:
    • Das bedeutet, dass der Markt erwartet, dass der Aktienkurs an einem durchschnittlichen Handelstag um etwa 1,26% schwankt, basierend auf der impliziten Volatilität von 20% pro Jahr.
    • Natürlich ist dies nur eine Schätzung des Marktes, welches in der Black-Sholes-Formel auch mit der Standardabweichung gezeigt wird. Mit Einbezug der Standardabweichung würde das bedeutet, dass man an (ca. 68% der Handelstage) eine Schwankung zwischen ±1,26% erwartet.

Optionsgrieche Vega

Die implizite Volatilität ist, wie bereits besprochen, ein Bestandteil des Optionspreises. Vega, einer der Optionsgriechen, gibt an, wie der Optionspreis auf Veränderungen in der impliziten Volatilität reagiert.

Wenn die implizite Volatilität um 1% steigt, erhöht sich der Optionspreis um den Betrag von Vega. Im Gegensatz dazu führt eine Senkung der impliziten Volatilität um 1% zu einer Verringerung des Optionspreises um den Betrag von Vega. Vega misst somit die Sensitivität des Optionspreises gegenüber Schwankungen in der erwarteten Volatilität des Basiswerts.

Volatilitäts Skew erklärt

Das Volatilitäts-Skew oder auch Volatility Skew bezieht sich auf die ungleichmäßige Verteilung der impliziten Volatilität über verschiedene Optionskontrakte desselben Basiswerts, aber mit unterschiedlichen Ausübungspreisen oder Verfallsdaten. Normalerweise wird der Begriff im Zusammenhang mit Optionen auf Aktien verwendet.

Hier sind die Schlüsselpunkte zum Volatilitäts-Skew und seiner Bedeutung für Händler:

  1. Volatilitäts-Skew:
    • Beim Volatilitäts-Skew zeigt sich, dass die implizite Volatilität nicht für alle Ausübungspreise oder Verfallsdaten gleich ist. In der Regel gibt es einen Neigungswinkel, der darauf hinweist, dass der Markt unterschiedliche erwartete Schwankungen für verschiedene Szenarien annimmt.
  2. Bedeutung für Händler:
    • Hinweise auf Markteinschätzungen: Ein Volatilitäts-Skew kann darauf hinweisen, wie der Markt die zukünftigen Kursbewegungen für verschiedene Bereiche des Basiswerts einschätzt. Ein positives Skew (steigend) zeigt an, dass der Markt höhere erwartete Volatilität für Out-of-the-Money (OTM) Optionen hat, während ein negatives Skew (abfallend) das Gegenteil bedeutet.

Hier ein ausführlicher Beitrag zum Volatilitäts-Skew und wie man in für sich zu nutzen kann.

IV-Rank und IV-Percentile

Um die implizite Volatilität in einen Kontext zu setzen, werden wir uns mit den Konzepten des IV-Rank und IV-Percentile auseinandersetzen. Diese Messwerte helfen Händlern zu verstehen, wie die aktuelle implizite Volatilität im Vergleich zu vergangenen Werten steht.

  1. IV Rank (Implizite Volatilität Rang):
    • Der IV Rank ist eine Kennzahl, die angibt, wie hoch die aktuelle implizite Volatilität im Vergleich zu ihrem historischen Bereich ist. Ein IV Rank von 50% würde darauf hinweisen, dass die aktuelle implizite Volatilität im Mittelbereich ihres historischen Niveaus liegt.
  2. IV Percentile (Implizite Volatilität Perzentil):
    • Das IV Percentile gibt an, in welchem prozentualen Bereich die aktuelle implizite Volatilität im Vergleich zu ihrer historischen Bandbreite liegt. Ein IV Percentile von 75% würde darauf hinweisen, dass die aktuelle implizite Volatilität höher ist als etwa 75% der historischen Werte, was auf einen relativ hohen Volatilitätsniveaus hinweisen könnte.

Volatilitäts Index (VIX)

Der Volatilitätsindex, allgemein als VIX bekannt, ist ein Maßstab für die Markterwartungen bezüglich der zukünftigen Schwankungen des S&P 500 Index, einem der wichtigsten Aktienindizes in den USA. Der VIX wird oft als „Angstindex“ bezeichnet, da er steigt, wenn die Investoren eine höhere Volatilität oder Unsicherheit auf dem Markt erwarten.

Hier sind einige wichtige Punkte zum VIX:

  1. Berechnung:
    • Der VIX wird durch die implizite Volatilität der Optionen auf den S&P 500 abgeleitet. Er basiert auf den Optionspreisen und spiegelt die erwartete Schwankungsbreite des Index in den nächsten 30 Tagen wider.
  2. Interpretation:
    • Ein hoher VIX deutet darauf hin, dass die Marktteilnehmer eine höhere Unsicherheit oder Volatilität erwarten. Das kann auf Marktangst, Unsicherheit oder bevorstehende Ereignisse hinweisen.
    • Ein niedriger VIX deutet darauf hin, dass die Marktteilnehmer eine relative Stabilität oder geringere erwartete Volatilität sehen. Dies könnte auf ein Gefühl der Sicherheit oder Ruhe im Markt hindeuten.
  3. Verwendung:
    • Der VIX wird von Händlern, Anlegern und Analysten verwendet, um das Stimmungsbild des Marktes zu verstehen und mögliche Marktveränderungen zu antizipieren.
    • Er wird auch als Absicherungsinstrument genutzt. Ein steigender VIX kann bedeuten, dass es eine gestiegene Nachfrage nach Absicherungsgeschäften (zum Beispiel Put-Optionen) gibt.
  4. Skala:
    • Der VIX wird in Prozent angegeben. Ein VIX-Wert von 20 würde bedeuten, dass die Marktteilnehmer eine erwartete durchschnittliche jährliche Volatilität von 20% für den S&P 500 in den nächsten 30 Tagen eingepreist haben.

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