Physische Lieferung bei Optionen & Futures
Optionen und Futures können auf zwei Arten abgewickelt werden: durch physische Lieferung oder durch Barausgleich (englisch: Cash Settlement). Bei der physischen Lieferung erfolgt die tatsächliche Übertragung des Basiswerts (zum Beispiel Aktien oder Rohstoffe), während beim Barausgleich lediglich ein Geldbetrag überwiesen wird.
Was ist die physische Lieferung?
Die physische Lieferung beinhaltet die tatsächliche Lieferung des Basiswerts. Im Kern bedeutet dies, dass der Käufer der Option oder des Futures tatsächlich das zugrunde liegende Vermögenswert erhält, sei es eine Aktie, ein Rohstoff oder ein anderer Vermögenswert.
Diese Abwicklungsmethode ist vor allem im Optionshandel weit verbreitet. Im Gegensatz dazu ist die physische Lieferung bei Futures nicht so üblich. Dies liegt daran, dass Futures-Kontrakte oft auf Rohstoffe wie Schwein oder Öl basieren, und nur wenige Händler wollen im Futures-Handel tatsächlich physisch mit diesen Gütern beliefert werden.
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Optionen oder Futures physisch geliefert werden müssen. In vielen Fällen bevorzugen Händler den Barausgleich, bei dem die Differenz zwischen dem vereinbarten Preis und dem Marktpreis in bar gezahlt wird.
Physische Lieferung bei Call-Optionen
Eine Call-Option ermöglicht dem Optionskäufer, den Basiswert zu einem vorher festgelegten Preis zu kaufen.
Angenommen, ein Anleger hält eine Call-Option auf Apple mit einem Ausübungspreis von 80 Euro pro Aktie. Wenn die Option ausgeübt wird, nimmt der Käufer sein Recht, 100 Aktien (Optionsmultiplikator) zu einem Preis von 80 Euro pro Aktie zu erwerben wahr.
Die Abwicklung der Call-Option erfolgt wie folgt: Der Optionskäufer erhält 100 Apple-Aktien vom Optionsverkäufer. Im Gegenzug zahlt der Optionskäufer dem Optionsverkäufer 8.000 Euro (80 * 100), entsprechend dem vereinbarten Ausübungspreis.
Physische Lieferung bei Put-Optionen
Eine Put-Option ermöglicht dem Optionskäufer, den Basiswert zu einem vorher festgelegten Preis zu verkaufen.
Angenommen, ein Anleger hält eine Put-Option auf Apple mit einem Ausübungspreis von 90 Euro pro Aktie. Wenn die Option ausgeübt wird, nimmt der Käufer sein Recht wahr, 100 Aktien (Optionsmultiplikator) zu einem Preis von 90 Euro pro Aktie zu verkaufen.
Die Abwicklung der Put-Option erfolgt wie folgt: Der Optionskäufer verkauft 100 Apple-Aktien an den Optionsverkäufer. Im Gegenzug erhält der Optionskäufer den vereinbarten Betrag in Höhe von 9.000 Euro (90 * 100) vom Optionsverkäufer. Dieser Betrag entspricht dem Ausübungspreis und repräsentiert den Gewinn, den der Optionskäufer durch den Verkauf der Aktien erzielt.
Physische Lieferung bei europäischen und amerikanischen Optionen
Europäische Optionen: Europäische Optionen ermöglichen die Ausübung nur zum Verfallzeitpunkt. Das bedeutet, dass eine physische Lieferung nur am Verfallstag stattfinden kann.
Amerikanische Optionen: Amerikanische Optionen können jederzeit während der Laufzeit ausgeübt werden, nicht nur am Verfalltag. Das bedeutet, dass eine physische Lieferung theoretisch jederzeit stattfinden kann.
Physische Lieferung vermeiden – so geht’s
Es ist wichtig, zunächst zwischen Optionskäufern und Optionsverkäufern zu unterscheiden. Der Optionskäufer hat das Recht, eine Option auszuüben, wodurch für ihn kein direktes Risiko einer physischen Lieferung besteht. Die automatische Ausübung würde nur dann erfolgen, wenn die Option am Ende der Laufzeit im Geld liegt.
Wenn man bei einer Short Position (Verkauf einer Option) die physische Lieferung vermeiden will, sollte man verstehen, wann es für den Optionskäufer sinnvoll sein kann die Option auszuüben. Mehr dazu: Wann es sinnvoll ist eine Option auszuüben.
Hier ein paar Ideen wie man eine physische Lieferung bei Short-Positionen vermeiden kann.
- Schließen der Position: Eine der häufigsten Methoden ist es, die Option vor ihrem Verfall zu schließen (glattstellen).
- Optionsart: Statt mit amerikanischen kann man mit europäische Optionen handeln. Europäische Optionen können nur am Verfallstag ausgeübt werden, sodass zumindest keine vorzeitige physische Lieferung zu befürchten ist.
- Ist die Option profitabel ? Solange die Option nicht profitabel ist, hat der Optionsinhaber keinen Grund die Option auszuüben, was eine physische Lieferung sehr unwahrscheinlich macht. Erst wenn die Option also einen Inneren Wert (im Geld liegt) kommt eine Ausübung überhaupt in Frage.
- Wie groß ist der Zeitwert ? Die Ausübung einer Option ist unwahrscheinlich, solange sie einen Zeitwert hat. Denn durch die Ausübung gibt der Optionsinhaber den Zeitwert auf. Er könnte also durch Verkauf der Option einen höheren Gewinn erzielen als durch die physische Ausübung. Ist der Zeitwert also nicht sehr gering ist die Ausübung und die damit verbundene physische Lieferung sehr unwahrscheinlich.
- Rollen der Option: Wenn die Option Gefahr läuft ausgeübt zu werden, kann man die Option schließen und eine ähnliche Option öffnen. Diesen Vorgang nennt man Rollen. Die neue Option könnte dabei einen späteren Verfallstag haben, was zu einem höheren Zeitwert führ und die Ausübung unwahrscheinlicher macht. Oder sie könnte einen verbesserten Strike Preis haben, sodass es für den Optionsinhaber nicht mehr sinnvoll ist die Option auszuüben.
Physische Lieferung vs. Barausgleich (Cash Settlement)
Die Wahl zwischen physischer Lieferung und Barausgleich (Cash Settlement) hängt von den Präferenzen und Strategien der Anleger ab. Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile.
Physische Lieferung: Die Physische Lieferung und der Erwerb des zugrunde liegenden Vermögenswerts. Dies kann für langfristig orientierte Anleger von Vorteil sein, die beabsichtigen, den Basiswert zu halten und von zukünftigen Kurssteigerungen zu profitieren.
Barausgleich (Cash Settlement): Dieser Ansatz ist oft attraktiver für Händler, die primär auf spekulative Gewinne aus Preisänderungen abzielen und nicht beabsichtigen, den Vermögenswert tatsächlich zu halten. Einfacher und weniger Transaktionskosten.
Basiswerte die Optionen mit Barausgleich (Cash Settlement) anbieten.
Physische Lieferung von Futures
Der Unterschied zwischen Futures und Optionen wird besonders deutlich in Bezug auf die physische Lieferung. Während Optionen typischerweise auf Wertpapieren wie Aktien oder Indizes basieren, die leicht übertragbar sind, beinhalten Futures auch Rohstoffe wie Öl, Getreide oder Schwein. So ist eine physische Lieferung eines Futures-Kontrakt, nicht nur sehr aufwendig, sondern auch von den Händlern nicht erwünscht. Deshalb ist die physische Lieferung von Futures bei den meisten Brokern nicht möglich.