Vermeide diese 11 Anfängerfehler im Optionshandel

In diesem Beitrag gehe ich auf übliche 11 Anfängerfehler im Optionshandel ein, die du unbedingt vermeiden solltest, um nachhaltigen Erfolg zu erzielen. Dabei versuche ich dir gleichzeitig auch Lösungsansätze und Tipps mit auf den Weg zu geben.

#1 Zu komplexe Optionsstrategien

Es ist nicht so, dass Optionen oder bestimmte Optionsstrategien an sich risikoreich sind; vielmehr birgt fehlendes Wissen/Verständnis erhebliche Risiken. Viele Trading-Anfänger neigen dazu, sich in den Dschungel komplexer Optionsstrategien zu stürzen, ohne die grundlegenden Prinzipien zu beherrschen. Dieser Mangel an grundlegendem Verständnis kann zu Verwirrung, Unsicherheit und letztendlich zu Verlusten führen.

Die Lösung besteht darin, mit den Grundlagen zu starten. Anstatt sich sofort in komplexe Optionsstrategien wie Straddles oder Iron Condors zu vertiefen, ist es ratsam, sich zunächst mit dem Kauf von Call– oder Put-Optionen vertraut zu machen. Ein solides Verständnis für die Funktionsweise dieser Grundstrategien bildet die Grundlage für erfolgreiches Trading. Das schrittweise Aufbauen von Wissen ermöglicht es Anlegern, sich langfristig auf dem Optionsmarkt zu behaupten und die Chancen zu nutzen, die diese Finanzinstrumente bieten.

#2 Kein Handelsplan vorhanden

Ein häufiger Anfängerfehler ist der Mangel an einem klaren Handelsplan. Ohne klare Richtlinien neigen Trader dazu, impulsiv zu handeln, was zu unüberlegten Entscheidungen und Verlusten führt.

Um diesem Fehler vorzubeugen, ist die Erstellung eines detaillierten Handelsplans von entscheidender Bedeutung. Dieser Plan sollte nicht nur finanzielle Ziele festlegen, sondern auch die persönliche Risikotoleranz, klare Ein- und Ausstiegsregeln sowie langfristige Handelsstrategien umfassen. Ein solider Handelsplan bietet nicht nur Struktur, sondern ermöglicht auch eine konsequente Selbstkontrolle und hilft, emotionale Entscheidungen zu minimieren.

Es ist entscheidend zu wissen, wann Verluste realisiert und Gewinne mitgenommen werden sollten. Der Handelsplan fungiert als Leitfaden und liefert vordefinierte Antworten auf verschiedene Szenarien. Durch diese klare Vorausplanung wird vermieden, in emotionalen Momenten unüberlegte Entscheidungen zu treffen oder gegen den eigenen Plan zu handeln. Ein effektiver Handelsplan bietet somit nicht nur Orientierung, sondern auch die notwendige Disziplin, um konsequent und erfolgreich zu handeln.

#3 Trading ohne edge

Ein entscheidender Faktor für den Erfolg im Handel ist die klare Definition und Implementierung einer Trading Edge. Die Trading Edge kann auf verschiedenen Ansätzen beruhen, sei es auf technischer Analyse, fundierter Marktkenntnis oder spezifischen Handelsstrategien wie dem Verkauf von Optionen (Volatility Skew).

Unabhängig vom gewählten Ansatz ist es entscheidend, bei jedem Trade zu hinterfragen, ob man einen echten Edge hat. Warum wird dieser Trade gemacht und wie wird er langfristig zu einer positiven Rendite führen? Die ständige Reflexion über den Edge hilft, die Qualität der Handelsentscheidungen zu verbessern und trägt maßgeblich zum langfristigen Erfolg als Trader bei.

#4 Auswahl der falschen Laufzeit

Ein häufiger Fehler, besonders bei Anfängern, besteht darin, die Laufzeit für Optionen unüberlegt zu wählen. Die Laufzeit, also der Zeitraum bis zum Ablauf der Option, spielt eine entscheidende Rolle in der Handelsstrategie.

Ein konkretes Beispiel für diesen Fehler zeigt sich, wenn ein Anleger langfristig optimistisch für einen Vermögenswert ist, jedoch kurzfristige Optionen mit geringer Laufzeit auswählt. In diesem Fall besteht die Gefahr, dass die Option vor Ablauf wertlos verfällt, selbst wenn die langfristige Markteinschätzung korrekt war.

Tipp: Ein weiterer entscheidender Faktor ist der Zeitwert und der damit verbundene Zeitwertverfall (Theta), der stark mit der Auswahl der Laufzeit verknüpft ist. Beim Kauf von Optionen arbeitet die Zeit gegen einen, daher ist es vorteilhaft, Optionen mit einem möglichst niedrigen täglichen Zeitwertverfall zu wählen, was bei langfristigen Optionen der Fall sein kann.

Für den Verkauf von Optionen gilt hingegen, dass man vom Zeitwertverfall profitiert. Dieser ist stärker bei kurzfristigen Laufzeiten. Daher könnten kürzere Laufzeiten für Verkaufsstrategien interessant sein, um von einem schnelleren Zeitwertverfall zu profitieren.

#5 Keine Diversifikation (Positionsgröße)

Diversifikation ist entscheidend – und das nicht nur im Aktienhandel, sondern auch im Optionshandel.

Im Aktienhandel schützt die Streuung über verschiedene Unternehmen und Branchen vor übermäßigen Risiken. Im Optionshandel, wo oft 100 Aktien pro Option gehandelt werden (Kontraktgröße), kann eine Position schnell zu groß werden fürs Portfolio. Die Wichtigkeit der Diversifikation im Optionshandel erstreckt sich nicht nur auf die Auswahl der Basiswerte, sondern auch auf die Anwendung unterschiedlicher Handelsstrategien.

#6 Strategie passt nicht zum Marktausblick

Ein häufiger Anfängerfehler besteht darin, dass die gewählte Handelsstrategie nicht mit dem allgemeinen Marktausblick übereinstimmt. Dieser Fehler tritt auf, wenn die Strategie nicht richtig auf die erwarteten Marktentwicklungen abgestimmt ist.

Angenommen, ein Investor erwartet einen positiven Markttrend und entscheidet sich dennoch für eine konservative oder absichernde Handelsstrategie.

Es ist also wichtig, für verschiedene Markttrends passende Strategien zu haben. In einem bullischen Marktumfeld könnten offensivere Ansätze, die von Kursanstiegen profitieren, besser geeignet sein. Auf der anderen Seite könnten in einem unsicheren Markt defensivere Strategien, die auf Kapitalerhalt abzielen, angebracht sein.

#7 Illiquide Optionen handeln

Ein weiterer Fehler besteht darin, Optionen zu handeln, die nicht liquide sind, das heißt, die nur von wenigen Marktteilnehmern gehandelt werden. Illiquide Optionen können zu Problemen führen, da es schwierig ist, die Positionen effizient zu eröffnen oder zu schließen.

Das Handeln von illiquiden Optionen kann sich indirekt negativ auf die Handelskosten auswirken, da man in der Regel mehr zahlt, um eine Option zu erwerben, und beim Verkauf weniger einnimmt, bedingt durch den breiten Bid-Ask-Spread.

Aus diesem Grund ist es ratsam, ein besonderes Augenmerk auf liquide Optionen zu legen. Diese zeichnen sich durch ein höheres Handelsvolumen, einen engeren Bid-Ask-Spread und mehr Open Interest aus. Ausführlich: Wie findet man liquide Optionen?

#6 Risiken und Chancen nicht verstehen (GuV Diagram)

Das Nichtverstehen der Risiken und Chancen einer Optionsstrategie kann zu erheblichen Unsicherheiten führen. Ein effektives Mittel, um diese Aspekte zu visualisieren und zu verstehen, ist das Gewinn-Verlust-Diagramm (GuV-Diagramm) einer Strategie. Dieses Diagramm bietet eine klare Darstellung des maximalen Verlusts und maximalen Gewinns einer Option am Ende ihrer Laufzeit.

Die Visualisierung ermöglicht es dem Trader, die Auswirkungen verschiedener Kursbewegungen auf die Option zu verstehen. So erhält man nicht nur Einsicht in potenzielle Gewinnmöglichkeiten, sondern auch in die Risiken, die mit der Strategie verbunden sind. Durch das GuV-Diagramm kann man besser einschätzen, wie die Option in unterschiedlichen Marktbedingungen reagieren wird.

#7 Gewinnwahrscheinlichkeit wird nicht berücksichtigt

Das Nichtberücksichtigen der Gewinnwahrscheinlichkeit, auch als Probability of Profit (POP) bekannt, stellt einen bedeutsamen Fehler beim Optionshandel dar. Broker bieten oft diese Kennzahl an, die Auskunft darüber gibt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine Option zu einem profitablen Abschluss führt. Alternativ kann die Gewinnwahrscheinlichkeit auch durch den sogenannten Delta-Wert angezeigt werden, der die Wahrscheinlichkeit repräsentiert, dass die Option im Geld endet.

Die Berücksichtigung der Gewinnwahrscheinlichkeit ist entscheidend, um die Chancen und Risiken einer Option besser zu verstehen. Das Verständnis dieser Wahrscheinlichkeit ermöglicht es dem Trader, die mathematischen Aspekte seiner Position realistisch einzuschätzen.

Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass jede Entscheidung mit einem Preis verbunden ist. Wenn man eine hohe Gewinnwahrscheinlichkeit hat, geht dies oft mit einem ungünstigeren Gewinn-Verlust-Verhältnis einher. Anders ausgedrückt, der maximale Verlust ist in der Regel deutlich höher als der maximale Gewinn.

#8 Mit der Herde laufen

Mit der Herde laufen: Dieses Phänomen beschränkt sich nicht nur auf den Aktienmarkt, sondern manifestiert sich auch im Bereich der Optionen. Ein häufiger Fehler, den ich bei Optionshändlern beobachte, ist, dass sie Basiswerte handeln, einfach weil viele andere es tun, und die Optionsprämien vermeintlich attraktiv sind, wie zum Beispiel Tesla.

Dies geschieht oft, obwohl möglicherweise keine tiefgreifende Überzeugung von einem langfristigen Erfolg der zugrunde liegenden Aktien besteht, selbst wenn die Optionsstrategie darauf abzielt, von steigenden Kursen zu profitieren.

Es besteht die Gefahr, dass durch das bloße Mitlaufen mit der Masse die ursprüngliche Ausrichtung der Optionsstrategie nicht mehr mit den fundamentalen Aussichten der zugrunde liegenden Aktien übereinstimmt.

#9 Emotionales Handeln

Der Handel mit Optionen ist an sich bereits eine komplexe Angelegenheit und stellt Händler vor die Herausforderung, in jeder Phase emotionslos zu agieren. Besonders dann, wenn eine Position gegen einen läuft oder unerwartet hohe Gewinne abwirft, neigen Händler dazu, in Versuchung zu geraten, eine neue Position einzugehen, die sie unter normalen Umständen nie eingegangen wären, nur weil sie aus einer vorherigen Position hervorgegangen ist.

Es ist entscheidend, in solchen Situationen einen klaren Kopf zu bewahren. Ein wichtiger Ratschlag besteht darin, jede Option als eigenständige Position zu betrachten, unabhängig davon, wie sie sich aus vorherigen Transaktionen entwickelt hat. Das bedeutet, dass die Entscheidungsfindung und Analyse jedes Handelszugs unabhängig von vorherigen Positionen erfolgen sollten.

Tipp: Ein wertvoller Tipp beim Handel mit Optionen besteht darin, bestehende Positionen objektiv zu bewerten, indem man sich die folgende Frage stellt: „Würde ich diese Optionsposition eröffnen, wenn ich sie noch nicht hätte?“ Falls die Antwort Nein lautet, könnte es sinnvoll sein, die Position zu schließen. Diese Herangehensweise ermöglicht eine emotionslose Entscheidung darüber, Gewinne oder Verluste zu realisieren oder die Position weiterhin offenzuhalten.

#10 Bevorstehende Ereignisse außer Acht lassen

Oftmals wird der Einfluss bevorstehender Ereignisse vernachlässigt. Insbesondere im Optionshandel haben Ereignisse wie Quartalsberichte (earnings) einen erheblichen Einfluss, nicht nur auf den Kurs der zugrunde liegenden Aktien, sondern auch auf den Optionspreis.

Vor solchen Ereignissen steigt die erwartete Volatilität deutlich an, was zu höheren Optionspreisen führt. Es ist wichtig zu beachten, dass eine Option in dieser Zeit teurer wird, da die erhöhten Risiken/Chancen mit einberechnet werden.

Tipp: Es ist häufig zu beobachten, dass bei z.b Earnings, die Erwartungen an große Kursbewegungen größer sind als was tatsächlich auftritt. Dies führt dazu, dass Optionen möglicherweise überbewertet sind, was für Trader eine Gelegenheit darstellen kann, insbesondere beim Verkauf von Optionen.

#11 Noch ein Trade…

Overtrading ist ein Verhalten, das oft aus emotionalen Reaktionen und mangelnder Disziplin resultiert. Trader, die der Gier nach schnellen Gewinnen erliegen oder sich von der Angst leiten lassen, potenzielle Chancen zu verpassen oder Verluste auszugleichen, sind anfällig für dieses Phänomen.

Die negativen Auswirkungen von Overtrading sind vielfältig. Zunächst einmal können die Transaktionskosten erheblich steigen, da jeder Handel Gebühren mit sich bringt. Darüber hinaus führt übermäßiges Handeln oft zu einem Mangel an strategischer Planung und Analyse, was die Wahrscheinlichkeit von Fehlentscheidungen erhöht.

Um Overtrading zu vermeiden, ist es entscheidend, eine klare Handelsstrategie zu haben und sich strikt daran zu halten. Ein vernünftiges Risikomanagement, das die Anzahl der Trades begrenzt, kann ebenfalls dazu beitragen, dieses Problem zu minimieren. Trader sollten sich bewusst machen, dass nicht jeder Marktbewegung eine Handelsreaktion erfordert, und dass Geduld und Disziplin oft entscheidend für langfristigen Erfolg sind.

Fazit

Der Optionshandel unterscheidet sich nicht allzu stark vom Aktienhandel. Er erfordert die Anwendung der gleichen Prinzipien, nämlich ein emotionsloses und strategisches Vorgehen mit einem klaren Wettbewerbsvorteil (Edge). Es ist wichtig zu betonen, dass das Handeln von Optionen nicht bedeutet, dass diese grundlegenden Prinzipien außer Kraft gesetzt werden. Ein disziplinierter Ansatz, fundierte Analysen und die Fähigkeit, strategisch zu handeln, bleiben auch im Optionshandel entscheidend für den langfristigen Erfolg.

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